Da es anscheinend immer wieder irgendwelche Menschen gibt, die sich bei der Frage "was war zuerst da? Ei oder Huhn?", in diesem Fall "Karpfenangler oder Köller?" einen Kopf machen..., hier die Entstehungsgeschichte. Und ein Hinweis an diese Schlauberger vorab: wer lesen kann, der ist klar im Vorteil!!!
Wie alles begann, sich entwickelte…
Was ein Bungee ist, das brauche ich wohl niemandem zu erklären.
Beim Begriff „Bungee-Rig“ wird die Gruppe, die damit etwas anfangen kann, schon deutlich kleiner.
2013 hatte ich schon einmal einen Artikel in der „Rute & Rolle“ darüber geschrieben. Nochmals zur „Auffrischung“ und aus aktuellem Anlass über die Entstehung des Waller-Bungee´s:
Alles begann vor über 10 Jahren, in der Saison 2008/2009. Wenn die Waller nicht im Fressrausch waren, dann nuckelten sie nur mäßig interessiert an den von uns angebotenen Ködern herum. Nerviger Zickenalarm! Selbst kapitale Waller hatten anscheinend ihren Spaß daran, an den Tauwurm- oder Blutegelenden zu zupfen oder den angebotenen toten Köderfisch immer wieder an zu stupsen. Falls dann einer doch mal etwas mehr Hunger hatte, ließ er den Köder sofort wieder los und blies ihn wieder aus. Unsere Vermutung: Die Fische schöpften Verdacht, wenn der Widerstand zu groß erschien, um den Leckerbissen ungehindert einschlürfen zu können.
Das erste, was wir veränderten, war der Härtegrad der Rutenspitze. Wenn das oberste Teil etwas
nachgeben würde, dann könnte der Waller den Köder auch leichter einsaugen...?! Gedacht, getan: Brandungsruten wurden umgebaut. Das Ergebnis sah schon besser aus, aber eben nur etwas. Zudem waren
diese „umgewandelten“ Ruten beim Drill eines größeren Fisches schnell am Limit!
Einen Faktor hatten wir dabei auch nicht bedacht: Beim Angeln vom Ufer aus baute sich durch den Druck der Strömung zusätzliche Spannung von alleine auf - die Rutenspitze bog sich und bot damit weniger Puffer für das Einsaugen.
Die nächste Variante war Vorfachlängen von bis zu 4 Metern. Zwar kam der ein oder andere Fisch mehr,
aber der richtige Durchbruch zum Erfolg war das noch nicht.
In langen Gesprächen und Fachsimpeleien mit meinen Angelkumpels Stefan und Volker geriet das Vorfach ins Visier. Die Idee: Ähnlich wie beim Karpfenangeln müsste man ein Gummi so am Vorfach integrieren, dass der Wels den Köder ohne Widerstand einsaugen kann. Dabei musste das „Waller-Bungee“ jedoch so stark bemessen sein, dass der Köder in Verbindung mit dem Strömungsdruck das Gummi nicht schon auf die volle Länge dehnt. Eine Herausforderung!
Nach einigen Tests hatte ich „mein“ Gummi gefunden. Ein Gummizug aus dem Stippangelbereich, stabil genug mit ausreichend Dehnung. Der Prototyp war recht schnell gebaut: Zwischengeschaltet in der Mitte des ursprünglichen Vorfachs mit Haken und U-Pose, wurde zwischen zwei hochwertigen Wirbeln der Gummizug eingebunden. Ebenfalls an den beiden Wirbeln verknotet verlief ein geschlauftes Stück Kevlar, von der Länge des voll ausgedehnten Gummis. Mit kleinen Silikonringen wurde das Kevlar am Gummi fixiert.
Gleich die ersten Testversuche überzeugten! Ohne Hemmung wurden die angebotenen Köder (Tauwürmer, Blutegel oder Grundeln) von den Welsen attackiert. In Verbindung mit den von uns eingesetzten Circle Hooks war die Bissausbeute fast schon traumhaft!
Der Wels nahm den Köder ohne Widerstand zu spüren, schwamm weg, straffte das Gummi bis auf die gesamte Länge des Kevlars, knallte in das Steingewicht, die dünner als bisher bemessene Abrissleine, eine Monofile von maximal 0,30 mm, riss und der Fisch hing blitzsauber im Maulwinkel!
Getreu meinem Motto: „Stillstand ist Rückschritt“ feilten wir weiter an unserem „Waller-Bungee“. Die Lebensdauer des bisher verwendeten Gummis war eher mau. Statt des „einfachen“ Gummis nahmen wir nun Hohlgummi. Kein Memory – Effekt, lange Lebensdauer und nicht ganz billig. Doch Qualität hat ja bekanntermaßen seinen Preis!
Bei den Wirbeln ging ich über zu den qualitativ hochwertigen175 lbs und 225 lbs Edelstahlwirbeln. Dieser Wunsch kam von einigen Po-Anglern. Durch die enorme Menge an Sediment im Fluss setzten sich die „einfachen“ normalen Wirbel zu, nicht so bei den geschlossenen Kugellagerwirbeln.
Auch das „Getüddel“ mit dem locker verschlauften Zwischenstück, bestehend aus Gummizug und Kevlar, war nervig und erschien uns noch zu „unaufgeräumt“. Den entscheidenden Tipp gab mir Jonathan während einer Guidingtour: Die Lösung war, das Gummi in ein geeignetes Stück Vorfachmaterial einzuspleißen. Klar, einfach, genial und aufgeräumt!
Eine große Herausforderung war es, den richtige Durchmesser und vor allem die Länge des Gummis und Länge des verwendeten Vorfachmateriales für die jeweils angebotenen Köder und Ködergewichte zu finden. Gerade das Zusammenspiel von der Dehnbarkeit des Gummis und dem gestrafften Mantel um das Gummi herum ist dabei sehr wichtig! Wenn der Mantel, bestehend aus abriebfesten Material mit 100 beziehungsweise 150 kg Tragkraft, gestreckt ist, so ist der Gummizug noch nicht bei vollster Dehnung. Und genau deswegen kann der innen-liegenden Gummizug auch bei maximaler Belastung nicht reißen
Auch beim Mantel für den Gummizug musste ich am Anfang Lehrgeld zahlen. War das Geflecht oder Kevlar zu hart, so scheuerte sich das Gummi an der Austrittstelle auf und riss. Ein weiches und dennoch abriebfestes Material war hier die Lösung.
Mittlerweile sind 5 verschiedene Bungees „made in Germany“ fester Bestandteil unserer Montagen: „Light“ (L) für Blutegel und Pellet, sowie Tauwurm, „Regular“ (R) für Tauwurm, Blutegelrigs, kleinen Köderfischen , „Heavy“ (H) für Köderfische bis 400 Gramm, eine starke Variante für größere Köderfische (XH) und eine extra starke Variante (XXH) für Köder über 1000 Gramm.
Die „Regular“ Version hatte sich schon vielfach bewährt. Die „Heavy“ Version für Köderfische bis 400
Gramm hatte im Frühsommer 2015 ihre Feuertaufe. In Verbindung mit unserem Poser–T–Rig (Tote Forelle an einem U-Posen System mit Einzelhaken und Drilling) war das Ergebnis bestechend gut: Keine
oder fast keine Fehlbisse! Die Waller nahmen den angebotenen toten Köderfisch ohne Hemmung. Zudem waren fast alle Fische am hinteren scharfen Drilling, sauber seitlich im Maulwinkel gehakt.
Dass das Bungee in Verbindung mit Circle Hooks funktionierte, davon waren wir ja schon überzeugt. Aber dass es auch mit „normalen“ Haken und mit kräftig ausgeführtem Anhieb ebenso gut
funktionierte, das war genial!
Eine spannende Frage war jedoch noch offen: Wie würde das „Waller-Bungee“ an einem Gewässer mit hohem Befischungsdruck funktionieren? Würde die Verwendung an einem Fluss, in dem die Welse schon oft Bekanntschaft mit Haken hatten, gar einen entscheidenden Unterschied ausmachen?
Mein Kollege Volker testete im Februar 2016 die XH Version des Bungees am spanischen Ebro. Auch sein Ergebnis war eindeutig: Kein einziger Fehlbiss auf die angebotenen Meeräschen, kein Materialverschleiß beim Bungee bei 19 gefangenen Wallern bis weit über zwei Metern Länge in 5 Tagen, bei niedrigem Pegel und klarem Wasser!
Tests mit der XH und XXH- Version am italienischen Po fanden im Frühjahr und Frühsommer 2016 statt, auch von dort kamen tolle Rückmeldungen. Stefan, Guidingkunde von der Donau, konnte unter anderem seine PB Marke mit einem Po-Bullen auf 239 cm schrauben. Er angelte oberflächennah, die Montage an überhängenden Ästen fixiert.
Auch in Frankreich, zum Beispiel an der Rhone, wurde das Bungee ausgiebig getestet. Ohne Euch jetzt langweilen zu wollen, Ergebnis siehe oben!
Ob das „Waller-Bungee“ ein „must-have“ für Welsangler ist, das muss natürlich jeder für sich entscheiden. Wenn die Fische laufen, hungrig und beißfreudig sind, dann fangt man seine Fische auch ohne irgendwelche Finessen. Nur, Hand aufs Herz, wie oft im Laufe einer Saison haben wir solche Tage beziehungsweise Nächte? Und genau für diese doch mehrheitlich eher schwierigeren Ansitze ist es gedacht! Die Rückmeldungen vieler Kunden und auch das Feedback auf diversen Messen und Veranstaltungen bestätigen es mir immer wieder: Das „Orginal Waller-Bungee“ funktioniert!
Der Vertrieb der Bungees erfolgte anfangs über Rheinboards im Online-Shop bis zum Früh-Sommer 17. Seit Anfang des Jahres 17 haben auch ein paar ausgewählte Angelläden die Bungees an der Wand hängen.
Um in der Angelbranche nicht einfach so kopiert zu werden und gerade wegen der immens wachsenden Nachfrage, und um gleichbleibende Qualität zum vernünftigen Preis gewährleisten zu können, wird ab der Saison 2018 zumindest mal ein Gummizugsystem, das „R“-Bungee, von einem renommierten deutschen Hersteller mit Schwerpunkt „Waller“ vertrieben. Carsten Zeck und sein Team waren und sind von dem System überzeugt, und da ich Carsten schon seit einigen Jahren kenne und auch schätze, war der Rest nur eine Formsache! Viele werden jetzt fragen, warum Sportex bzw Ockert die Bungee-Rigs nicht ins Programm aufgenommen haben. Dies lässt sich einfach beantworten: 1. Das Bungee-Rig ist schon sehr speziell und würde nur einen winzigen Bruchteil des Sortiments bei Ockert darstellen, und 2. es ist nicht! maschinell und somit kostengünstiger herzustellen!
Neben den Rigs fürs Ansitzen gibt es auch Gummizug-Vorfächer für das Spinnfischen auf Waller mit dem Ziel, auch hier die Fehlbissrate deutlich zu reduzieren. Es wird so konzipiert sein, dass der Waller, unabhängig von der Härte der Rute, den Kunstköder ohne Widerstand aufnehmen kann und somit sauber gehakt wird. Gleichzeitig jedoch soll der Kontakt zum Kunstköder durch das Gummi nicht unterbrochen werden. Diese Form ist auch für das Schleppangeln und Trolling vorgesehen. Dazu fanden bereits erfolgreiche Tests unter anderem auf den Bodden statt. Hier sank die Zahl der Aussteiger, gerade beim Lachs-Trolling, rapide.
Gummi-Vorfachsysteme für die Fraktion der Klopf-Angler, also die Kollegen, die den Welsen mit dem Wallerholz nachstellen, wurden ebenfalls seit dem Frühsommer 2016 mit Erfolg getestet, da baue ich aber nur kleine Stückzahlen, je nach Wünschen einiger Stammkunden und für ein paar Fachhändler.
Meeres-Bungee-Rigs sind seit Ende 2017 ebenso ins Sortiment gekommen. Auch hier gab es im Vorfeld einige Testläufe auf der Ostsee beim Dorschangeln. Ergebnisse wie bisher…! :-)
An den Carp Bungee Rigs bin ich grad dran. Einige dieser Rigs hat Markus Dittgen, tiger-tackle bzw fishing media store, in sein Sortiment aufgenommen und wurden auf den Messen im Frühjahr 18 präsentiert.
Denn: Stillstand ist Rückschritt!